Wer der Meinung ist, dass wir in einer aufgeklärten, toleranten Gesellschaft leben, in der verschiedenste Lebensentwürfe gleichberechtigt ihren Platz finden, den müssen wir leider enttäuschen. Immer noch gibt es unter uns Menschen, die aus ideologischen Gründen Homosexualität als etwas unnormales, krankes oder bösartiges darstellen. Daraus folgt Diskriminierung auf unterschiedlichsten Ebenen – durch Gesetze, durch Gewalt, durch Beleidigungen, durch Ausgrenzung und durch das Gefühl der Betroffenen, nicht „normal“ zu sein. Um dies zu ändern, haben politisch Aktive über Jahrzehnte hinweg für Änderungen gekämpft, vieles erreichen können, aber auch Rückschläge hinnehmen müssen.
Homophobe Petition gegen die Reform des Lehrplans
Aktuell hat sich ein Konflikt um die Reform des Lehrplans in Baden-Württemberg entzündet. VerfasserInnen einer Petition behaupten, die Behandlung von Homosexualität in der Schule als etwas ganz normales sei eine moralische und ideologische Umerziehung unter einer angeblichen „Ideologie des Regenbogens“. Sie gehen sogar soweit, von Jugendgefährung zu sprechen, da LSBTTIQ* Menschen aufgrund ihres Lebensstils drogen-, aids- und suizidgefährdet seien. Dass letzteres beispielsweise ein Resultat der allgegenwärtigen Diskriminierung durch gerade solche Leute ist, wird dabei auf unsägliche Weise verkehrt.
Good bye Soho, good bye Genesis
Problematisch ist, dass die SexistInnen nicht einige wenige Verwirrte sind. Die homophobe Petition haben bereits 192.447 Menschen unterschrieben (Stand 20.2.14) – eine erschreckend hohe Zahl! Wir finden es wichtig zu betonen, dass die SexistInnen keine anonymen Hetzer sind, sondern Personen unter uns, KollegInnen, KommilitonInnen, FreundInnen, Familienmitglieder… Unter den UnterzeichnerInnen der Petition befinden sich neben bekannten rechten HetzerInnen, Nazis und RechtspopulistInnen auch religiöse VertreterInnen, CDU-Mitglieder, namhafte UnternehmerInnen oder beispielsweise Florian Antonetty, Betreiber der Clubs „Genesis“ und „Soho“.
Als praktischen Schritt haben wir und viele andere Freund*innen deshalb beschlossen, diese Clubs nicht mehr zum Feiern zu besuchen. Denn wir können nicht unbeschwert feiern, wenn wir wissen, dass wir uns in einem Laden befinden, dessen Betreiber LSBTTIQ* Menschen diskriminiert. Ein homophober Angriff auf unsere Mitmenschen ist ein Angriff auf uns alle!
Wir wollen niemanden als alleinigen Verantwortlichen darstellen. Wenn wir aber gegen Diskriminierung etwas erreichen möchten, dann müssen wir im Alltag damit anfangen, Menschen damit zu konfrontieren und hin und wieder in unserem Handeln konsequent sein und die SexistInnen in ihre Schranken weisen.
* LSBTTIQ Die Abkürzung steht für die einzelnen Richtungen in der vielfältigen Regenbogen-Gemeinschaft – lesbisch (L), schwul (S), bisexuell (B), transgender (T), transsexuell (T), intersexuell (I), queer (Q) (siehe http://www.netzwerk-lsbttiq.net/)
Für Partys ohne Homophobie, Sexismus und jegliche Diskriminierung!
Für die Freiheit! Für das Leben!